„Wie kommt es eigentlich, dass der bestmögliche experimentelle Beweis für die relative Harmlosigkeit des größten anzunehmenden Unfalls (GAU) in einem modernen Atomkraftwerk - nämlich die Kernschmelze und Explosion der äußeren Hülle beim Unglück in Fukushima - in der ganzen Welt verstanden wurde, nur in Deutschland nicht? Nicht ein einziges Todesopfer war zu beklagen. Nur ein übergewichtiger grüner Papagei hatte das nicht begriffen und keifte von 20.000 Toten. Diese Menschen hatte aber nicht der GAU, sondern der Tsunami auf dem Gewissen.
Viel von der (relativ moderaten) Verstrahlung der Umgebung der Reaktoren ist auf die langsame und inkompetente Reaktion der Betreiber zurückzuführen. Das Unglück wäre noch wesentlich harmloser gewesen, hätten sich sofort fähige und energische Helfer ans Werk gemacht. Stattdessen überschatteten Verdrängung, Missmanagement und Chaos die ersten Tage und Wochen. Die bisherigen Erfahrungen mit Strahlenopfern und experimentelle Daten beweisen eindeutig, dass höchstens einer von den rund 150 Personen, die in Fukushima stärkeren Strahlendosen ausgesetzt waren, ein erhöhtes Krebsrisiko haben dürfte.
Alle Länder um Deutschland herum halten deshalb nicht nur an ihren mehr als 140 Atomkraftwerken fest, sondern bauen und planen neue. Viele von ihnen stehen nahe an der Grenze. Weltweit sind mehr als 60 im Bau und rund 500 in der Planung. Es wäre also für die Anwohner ganz egal, ob deutsche, französische oder tschechische Reaktoren in die Luft fliegen: Die Gefahr bleibt auch nach der hastig gestrickten "Energiewende" gleich. Dass sich dieses Amateurtheater noch als sehr kostspielige Rückwärtsrolle entpuppen wird, ist allen Eingeweihten klar.
Auch die Wind- und Solarenergie ist kein Ausweg, wenn man die Kosten und den Energiebedarf der konventionellen Kraftwerke berücksichtigt, die als Puffer vorgehalten und schnell hochgefahren werden müssen, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Strom lässt sich nicht ökonomisch sinnvoll speichern. Der Reaktor in Tschernobyl ist kein Modell für mögliche Katastrophen in Deutschland, weil er von ganz anderer Bauart war. Das gilt jedoch nicht für die meisten Reaktoren in unseren Nachbarstaaten. …
Die RELOCOMP-Reaktion auf die Fukushima-Kernschmelze durch die "Energiewende" ist nicht nur einer der unbeholfenen Schnellschüsse der Matrone im Treibsand. Es ist vor allem ein Diebstahl von Wählerstimmen. Als unter dem unmittelbaren Eindruck der Fukushima-Katastrophe der erste grüne Ministerpräsident in einem klassischen CDU-Land gewählt wurde, beschloss sie, dass den Grünen das jahrzehntelange Haupt- und Lieblingsthema - der Unsinn der Abschaltung der Atomkraftwerke - entwunden werden musste. Der Matrone war der dramatische Schaden, den dies der deutschen Wirtschaft zufügen würde, egal. Kapitalistische Wirtschaft kannte sie früher ja ohnehin nur aus dem Fernsehen. So ist es leider auch geblieben.“
Zitat aus: Die Religion der Überkompensationen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021
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