„Die wirtschaftlichen, finanziellen und machtpolitischen Sachzwänge und der Dschungel der Gesetze, Regularien und Verträge schränken die politische Handlungsfreiheit auf kosmetische Aktionen oder ferngesteuerte Maßnahmen zur Katastrophenbewältigung ein. Dort, wo sich dennoch die Gelegenheit für neue Gesetze ergibt, werden diese oft von den Vertretern der Interessengruppen geschrieben und von den Strippenziehern mithilfe ihrer Instrumente - den Marionetten im Parlament - in geltendes Recht verwandelt.
Hinzu kommt, dass sich alle etablierten Parteien in ihren Programmen weitgehend ähneln, denn sie alle meinen, sich in der angeblichen Mitte der Gesellschaft Konkurrenz machen zu müssen. Selbst wenn ihre Programme unterscheidbar wären, ist dies ohne Belang für eine Wahlentscheidung. Bislang hat noch jede Partei sowohl ihre hehren Prinzipien als auch viele der konkreten Wahlversprechen ihres Programmes angesichts der - leider, leider - ebenso unerbittlichen wie unvorhersehbaren Sachzwänge vergessen. Oft wurde sogar das Gegenteil des vorher Versprochenen innerhalb von wenigen Wochen durchgesetzt.
Solchen Entscheidungen wird dann unverfroren das Etikett "alternativlos" aufgeklebt und die Sache ist erledigt. Natürlich ist es auch ein beliebtes Spiel, dem widerborstigen Koalitionspartner die Schuld am Bruch der eigenen Wahlversprechen in die Schuhe zu schieben. Sollte nicht allen bewusst sein, dass die folgenreichste Verletzung von internationalen Verträgen, Wahl- und Parteiprogrammen erst vor kurzem stattgefunden hat, nämlich die faktische Vergemeinschaftung der Schulden aller EU-Staaten? Wer jetzt noch ein Parteiprogramm oder eine Wahlbroschüre liest, muss ein Idiot sein!“
Zitat aus: Marionetten, Neo-Stalis und Monsterwellen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021
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